STADTMUSEUM AICHACH

Die Handwerkskundschaft von 1804

Christoph Lang


Eine Aufnahme dieser Aichacher Handwerkskundschaft, ausgestellt 1804 für den Metzgergesellen Joseph Jaser aus Stätzling. (Foto: Philipp Rein)

Ein Aichacher Objekt in der Landesausstellung
Unter dem Motto „Stadt befreit. Wittelsbacher Gründerstädte“ zeigte die Landesausstellung 2020 die spannende und bis heute grundlegende Entwicklung der bayerischen Städtelandschaft im 13. Jahrhundert. Während das Thema in Aichach mit moderner Multimediatechnik vermittelt wurde, gaben im Friedberger Ausstellungsteil zahlreiche historische Objekte aus Bayern und darüber hinaus Einblicke in das Thema. Auch das Stadtmuseum Aichach stellte hierfür drei Objekte zur Verfügung.
Eines dieser drei Objekte war eine sogenannte Kundschaft, eine Art Ausweispapier. Solche Dokumente erhielten Handwerksgesellen, die im Zuge ihrer Ausbildung eine Zeitlang in einer Stadt – in unserem Fall in Aichach – tätig waren. Das Exemplar, das als Leihgabe nach Friedberg ging, wurde 1804 für den Metzgergesellen Joseph Jaser aus Stätzling ausgestellt. Der damals 17-jährige Jaser hatte ein halbes Jahr beim Aichacher Metzgermeister Stephan Petz in Diensten gestanden.

Auf Wanderschaft
Nun, im Januar 1804, machte er sich auf den Weg, um als Geselle auch andern Orts zu arbeiten und sein Wissen weiter zu vertiefen. Anlässlich seines Abschieds erhielt er dieses Dokument, das ihm sein Vorhaben erleichtern und mögliche Schwierigkeiten ausräumen sollte. In dieser „Kundschaft zu seiner allenthalben frey, sicher und ungehinderten Paß- und Repaßierung“ bestätigten Bürgermeister und Rat der kurfürstlichen Stadt Aichach, dass sich Jaser „wie es einem ehrliebenden Menschen gebühret, aufgeführt“ habe. Darüber hinaus weist man – wohl nicht ohne Stolz – darauf hin, dass in und um Aichach keine ansteckenden Krankheiten herrschten, „sondern allenthalben ganz gut, rein, gesund und frischer Luft vorhanden sey“.
Der wandernde Geselle konnte jedoch nicht nur diese Informationen vorweisen, sondern den Menschen in der Fremde auch ein Bild von dieser wohlgeordneten Stadt Aichach zeigen: Über dem Text befindet sich ein Kupferstich, der die „Stadt Aichach In Bayren“ von Osten darstellt. Der Stecher Johann Georg Grueber aus Augsburg hatte ihn um 1757 als Draufsicht konstruiert. Diese Gesamtansicht wirkt zwar perspektivisch etwas unbeholfen, vermittelt aber dennoch einen sehr guten Einblick in die Stadt Aichach und auf ihre öffentlichen Bauten und Einrichtungen.
Wie Sichtvermerke auf der Rückseite belegen, kamen Jaser und die Abbildung der Stadt Aichach mindestens bis (Bad) Ischl in Oberösterreich und Stainz in der Steiermark.
Diese Handwerkskundschaft ist Beleg für das Selbstbewusstsein und den Stolz auf die eigene Stadt. So wie die Aichacher ließen auch die Bürger anderer Städte Stadtansichten auf Handwerksbriefe drucken, um das Bild der Stadt im ganzen Land zu verbreiten.