STADTMUSEUM AICHACH

Hl. Vitus

Justina Bayer


Das Gemälde ist im Bereich der Dauerausstellung im Stadtmuseum Aichach zu finden. (Foto: Franz Achter)

Dreimal im Jahr ist in Aichach Marktsonntag. Die beliebten Jahrmärkte ziehen mit ihren über 100 Fieranten zahlreiche Besucher aus dem ganzen Landkreis an. Einer von ihnen ist der im Juni gehaltene Veitsmarkt, der an seinen ehemaligen Stadtpatron erinnert. Am 15. Juni ist der Gedenktag der Heiligen Vitus, Modestus und Kreszentia. Auch im Stadtmuseum hängt dominant im Bereich der sakralen Kunst ein großes Ölgemälde, das eindrücklich sein Martyrium darstellt.

Das Bild vom Martyrium des Hl. Vitus
Im Zentrum der unteren Bildhälfte steht dabei der Heilige nackt im Kupferkessel im siedenden Blei und Öl, dessen Feuer von drei Schergen in Gang gehalten wird. Dabei wird zudem schon weiteres Holz  herbeigebracht und außerdem ein Blasebalg bedient, um das Feuer weiter anzuschüren. Trotzdem blickt Vitus verklärt mit gefalteten Händen gen Himmel, von wo ein Engel auf ihn zugeflogen kommt, um ihm einen Lorbeerkranz und eine Siegespalme für seine Qualen zu überbringen. Über ihm öffnet sich der Himmel mit vier Engelputten auf der Wolkenbank. Den Mittelgrund bilden zwei Personengruppen. Die rechte Gruppe besteht aus römischen Bürgern in Pelzmützen und kostbaren Kleidern, von denen einer sogar ein Monokel trägt. Auf der anderen Seite stattdessen überwachen Soldaten die Exekution. Eingerahmt wird die Szene auf der linken Seite von einem „Lanzen- und Fahnenwald“ sowie auf der rechten Seite von einem auf hohen Sockeln stehenden Säulenpaar. Im Hintergrund taucht außerdem das Weichbild des antiken Roms mit einigen charakteristischen Gebäuden auf: dabei erkennt man die Trajansäule mit bekrönender Kaiserstatue, den Palast und Triumphbogen und das überdachte Amphitheater. Bis heute konnte das Stifterwappen, das am unteren Bildrand abgebildet wird, nicht identifiziert und zugeordnet werden. Ebenso bleibt der Maler unbekannt, obgleich der Kunstpädagoge Gottfried Hecht davon ausgeht, dass dieser sich in dem Männerkopf am rechten Bildrand selbst dargestellt hat.

Ein vielfältiger Patron
Der ehemalige Stadtpfarrer Vitus Priefer erwähnt in seinen ausführlichen Aufzeichnungen von 1593, dass in der Stadtpfarrkirche ein Vitusaltar stand und dass das „St. Veits-Bildnis im Hafen sitzend“ von dem Maler Zacharias Bleitz erneuert worden sei. Das Gemälde im Stadtmuseum ist mit großer Wahrscheinlichkeit dabei das barocke Nachfolgerbild aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Es wurde zu Zeiten der Umgestaltung der Stadtpfarrkirche zwischen 1861 bis 1863 unter Pfarrer Konrad Danhauser danach im Spital aufgehängt und gelangte dann von dort ins damalige Heimatmuseum.
Der heilige Vitus zählt zu den 14 Nothelfern und soll zusammen mit seiner Amme Kreszentia und seinem Erzieher Modestus in der Zeit des Kaisers Diokletian in Unteritalien gelebt haben. Da ihn nach der Legende sein Martyrium im zarten Alter von 12 Jahren im Jahr 303 n. Chr. angetan wurde, wird er aus diesem Grund in Gemälden immer als Jüngling dargestellt. Um seine Person ranken sich auch allerlei Geschichten, die ihn zu einem romanhaften Wunderhelden hochstilisieren. Abgebildet wird er zumeist in einem Kessel und häufig auch mit seinen Attributen, dem Löwen und Hahn. Er gilt als Patron der Kupferschmiede, Apotheker, Bierbrauer und der Jugend, aber auch als Patron der Haustiere und des Geflügels. Seit dem Mittelalter galt er auch als Helfer bei Nervenkrankheiten, davon stammt auch der Begriff Veitstanz, und beim Bettnässen. Die Stadtpfarrei Aichach besaß im späten Mittelalter eine Vitusreliquie, von der auch Pfarrer Priefer im Jahr 1590 berichtet. Dort wird auch vom Brauch des Hahnopfers erzählt. Dabei brachten die Gläubigen am Veitstag Hähne, Hühner oder Geld zum Kirchenportal und durften als Gegenzug die Reliquie küssen.

Hl. Vitus ein Aichacher Stadtpatron?
Der heilige Vitus wurde in Aichach wie an vielen anderen Orten auch hochverehrt. Ob er bis 1210, dem Jahr der Übernahme der Pfarrei durch den Deutschen Ritterroden, Kirchenpatron war, lässt sich nur vermuten, alte Aufzeichnungen sprechen jedoch dafür. Heutzutage erinnert nur noch der Veitsmarkt an seine alte Bedeutung für die Stadt in lang vergangenen Tagen. Dennoch waren Märkte ein wesentliches Merkmal einer mittelalterlichen Stadt.