STADTMUSEUM AICHACH

Bis vor wenigen Jahrzehnten gehörte der Prozess der Textilproduktion zu den alltäglichen Lebenserfahrungen der Menschen im Aichacher Land. Im Stadtmuseum Aichach kann der Weg von der Pflanze bis zur Kleidung in ihren jeweiligen Kontexten in verschiedenen Bereichen der Dauerausstellung nachvollzogen werden.

Der Anbau von Flachs hatte im Umland von Aichach über Jahrhunderte hinweg große Bedeutung. Auf den großen Flachsmärkten, für die Aichach berühmt war, deckten sich neben Einheimischen auch viele weitgereiste Händler mit dem Textilrohstoff ein. Große Mengen Leinen wurden v. a. im 25 km entfernten Augsburg verarbeitet.

Um den Flachs jedoch überhaupt auf dem Markt anbieten zu können, musste die Pflanze angebaut, geerntet und mühsam verarbeitet werden. Flachsbreche, Hechel, Riffel, Schwinge und andere Arbeitsgeräte dokumentieren heute im Stadtmuseum Aichach die beschwerliche Arbeit, mit der die reinen Fasern gewonnen werden konnten. Den Winter über verspannen die Frauen den Flachs zu Garn, den schließlich die Weber verarbeiteten. Noch heute zeugen im Aichacher Land viele Hausnamen von der großen Bedeutung, die die Weberei für den Lebensunterhalt zahlreicher Menschen hatte. Neben den Webern waren auch viele andere Handwerker in der Herstellung von Textilien tätig: Zu Schneidern und Färbern kamen in Städten wie Aichach auch ausgefallenere Berufe wie Posamentierer und Garnsieder.

Großen Raum nimmt im Stadtmuseum Aichach auch das regionaltypische Gewand und seine Bedeutung für die Region ein. Bis auf den heutigen Tag gibt es im Aichacher Umland noch Frauen, die selbstverständlich tagein tagaus das Boarische Gwand tragen.

Mit einigen Flüchtlingsbetrieben begann nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Aichach das Zeitalter der industriellen Textilproduktion. Firmen wie Mondi belieferten halb Europa mit neuester Mode. Doch auch diese Epoche ist bereits Geschichte – Teil der Geschichte der Stadt Aichach.

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